ADHS

Was bewirkt Ergotherapie bei Kindern mit ADHS?

Ergotherapeuten sehen das Kind unter dem Aspekt seiner Alltagsbewältigung. Sie wollen auf der Basis der zuvor gestellten ärztlichen Diagnose die Schwierigkeiten des Kindes in Elternhaus, Kindergarten bzw. Schule erkennen und in Bezug zu den Ursachen und dem Lebenskontext des Kindes stellen.

Die Aufgabe der Ergotherapie besteht also darin, das Kind in seiner Handlungsfähigkeit so zu unterstützen, dass es in der Lage ist, im Alltag situationsentsprechend und angemessen tätig zu sein und situationsgerecht zu handeln. Das umfasst vor allem die Organisation, Strukturierung und Entwicklung von Handlungsplanung und -ausführung. Ergotherapie versteht sich seit jeher als eine Selbstmanagement-Therapie, und wird in diesem Sinne auch erfolgreich in der Behandlung von Kindern mit ADHS angewandt.

Anhand sinnvoller und zielgerichteter Tätigkeiten im gestalterischen, motorischen, spielerischen und handlungsorientierten Bereich kann das Kind planvolle Handlungsschritte selbstständig organisieren lernen und in den häuslichen Alltag übertragen.

Verhaltenstherapeutische Elemente werden in die Behandlung eingebunden. Materielle- ("Sternchen", "Smilys") und soziale Verstärker (positive Zuwendung) werden als Mittel zur Verhaltenssteuerung, Konzentration und zielbezogenem Arbeiten eingesetzt.

Mit Hilfe von speziell für Patienten mit ADHS entwickelten Therapieprogrammen werden die Kinder dazu angeleitet, ihre inneren Erregungs- und Spannungszustände erkennen und positiv beeinflussen zu können. Dabei werden bereits vorhandene Strategien des Kindes genutzt, ihm bewusst gemacht und neue geeignete Verhaltensstrategien erarbeitet.

Eventuell zusätzliche Probleme des Kindes, wie z.B. fein- oder grobmotorische Störungen oder Dysfunktionen in der sensorischen Integration, werden innerhalb des ergotherapeutischen Konzeptes in die Behandlung einbezogen.

 

Weitere ergotherapeutische Ziele sind:

  • Steigerung des Selbstwertgefühls und des Selbstvertrauens
  • Förderung von Motivation und Antrieb
  • Erleben von Selbstwirksamkeit
  • Verbesserung der sozialen Kompetenzen
  • Verbesserung instrumenteller Fertigkeiten und manueller Fähigkeiten

 

Ergotherapie schafft ein Umfeld mit klaren Rahmenbedingungen, das die besonderen Verhaltensweisen dieser Kinder berücksichtigt, in dem sie sich orientieren und lernen können..

Die Therapie findet in der Regel alsEinzeltherapie statt, bei besonderen Zielsetzungen (z.B. soziale Kompetenz) gegebenenfalls auch in Kleingruppen.

Durch die parallel zur Behandlung mit dem Kind durchgeführten, intensiven Elternberatungen, werden die Bezugspersonen des Kindes angeleitet, das Kind in seinen bereits vorhandenen Fähigkeiten zu unterstützen und den Alltag entsprechend zu strukturieren. Hierbei geht es insbesondere darum, die in der Ergotherapie gelernten Strategien des Kindes zur Selbststeuerung und Selbstregulierung in das häusliche Umfeld zu übertragen.

 

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Eltern und anderen Familienangehörigen, Ergotherapeuten, Schulen oder Kindergärten, dem behandelnden Arzt und/oder dem zuständigen Psychologen ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie und ist Teil des multimodalen Behandlungskonzeptes.

 

 

Was ist ADHS?

Es gibt mehrere Fachbegriffe für die Störung:

Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung, Hyperkinetische Störung und Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung.

Die kindliche hyperkinetische Störung ist geprägt von drei Leitsymptomen:

  • Hyperaktivität,
  • Impulsivität und
  • Unaufmerksamkeit.

 

Was für Probleme haben diese Kinder?

Ein Teil der Kinder, fällt durch ihr allgemein hohes Erregungsniveau und situations- unangemessenem Bewegungsdrang schnell auf und sorgt für viele soziale Reibungspunkte. Es gibt auch Kinder, deren Problem weniger die Hyperaktivität ist, sondern ihre Unaufmerksamkeit. Sie haben zu wenig Antrieb und eine verschwimmende und sehr stark motivationsbedingte Aufmerksamkeit. Eine hohe Ablenkbarkeit und mangelnde Impulssteuerung sind weitere Merkmale. Die Bandbreite der möglichen Symptome reicht darüber hinaus von sozialen Problematiken bis hin zu Gedächdnis- und Merkfähigkeitsstörungen und Problemen in der Handlungsplanung und -ausführung. Häufig zu beobachtende Beeinträchtigungen stellen auch fein- und grobmotorische Ungeschicklichkeiten, Dysfunktionen der sensorischen Integration (ungünstige Zusammenarbeit der einzelnen Sinnessysteme), Teilleistungsstörungen wie Legasthenie oder Dyskalkulie dar.

Für die Diagnose müssen die Syptome mindestens 6 Monate lang stark aufgetreten sein und für die Familie und das Kind, sowie andere Lebensbereiche wie Schule oder Kindergarten eine deutliche Beeinträchtigung bedeuten.

Nicht immer sind die genannten Probleme ein Zeichen für ein ADHS, daher muß der Arzt auch andere kinder-und jugendpsychiatrische Störungen betrachten.

 

Woher kommt ADHS?

Ursächlich werden aktuell insbesondere genetische Dispositionen, Stoffwechselvorgänge (vor allem die Rolle des Neurotransmitters Dopamin) und neuroanatomische Veränderungen im Gehirn vermutet. 

Ungünstige Bedingungen in Familie, Kindergarten und Schule unterstützen die Entwicklung problematischen Verhaltens.

 

Was tun bei ADHS?

Eine Diagnose kann von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder Kinder- und Jugendarzt gestellt werden. Die Einschätzungen der Eltern, Lehrer bzw. Erzieher und weiterer Personen, die mit dem Kind zu tun haben, sollten dabei mit einbezogen werden.

Die Behandlung des ADHS sollte auf verschiedenen Ebenen erfolgen. Die Auswahl der Behandlungsmethoden ist vom Schweregrad und der Art der Probleme, vom Entwicklungsstand, der Intelektuellen Leistungsfähigkeit und den Begleitsymptomen abhängig. Ebenso bedingen die Möglichkeiten und Grenzen der Familie die Schwerpunkte der Behandlung.

Therapeutisch allgemein anerkannt und durch verschiedene Studien in ihrer Wirksamkeit belegt, sind vor allem familientherapeutische Maßnahmen, kindzentrierte verhaltenstherapeutische Interventionen, Information und Beratung der Eltern und der beteiligten Institutionen, sowie in Ergänzung u.U. die medikamentöse Therapie.

Auch die Ergotherapie wird als erfolgreiches Therapiekonzept für die Behandlung von Kindern mit ADHS eingesetzt.

Ziel der Behandlungsstrategie ist es, das Selbstmanagement des Kindes zu stützen und zu fördern.

Insbesonders bei einer krisenhaften Zuspitzung der Problematik in der Familie und in der Schule kann die medikamentöse Therapie eine sinnvolle Maßnahme sein, auch um andere therapeutische Schritte, z. B. Ergotherapie, aber auch die Veränderung von Verhalten überhaupt erst zu ermöglichen.

 

Weiterführende Informationen finden sie hier:

ADHS-Netzwerk Nürnberg/Fürth/Erlangen